Auf dem Gringo Trail
…….chaotische Fahrt zum Flughafen, kurzfristige Gate-Änderung, schreiende Kinder in der Wartehalle, Hitze, verschwitzte Klamotten…. nicht die besten Voraussetzungen für den bevorstehenden Flug nach Lima. So saßen wir sichtlich genervt am Flughafen in Cancun in der Hoffnung, dass wir wenigstens im Flugzeug unsere Ruhe haben werden. Als man unsere Namen aufgerufen hat, war die Verwunderung groß 😯 😯 . Wir haben ja schließlich nichts gemacht. Am Schalter tauschte die Stewardess unsere Boardtickets aus und wenige Minuten später saßen wir in der 1. Klasse…. ja, ja, in der 1.Klasse!!!! Welcher höheren Macht wir diesen Umstand zu verdanken haben, wissen wir bis heute nicht, aber nett war es.
So befanden sich auf einmal zwei Backpacker mitten zwischen fein gekleideten Geschäftsleuten und genossen die zugeteilte Aufmerksamkeit der Stewardess und den ausgezeichneten Service. .
In Lima landeten wir um 02:30 Uhr nachts und wurden sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geworfen. Da wir nicht nachts durch die unbekannte Stadt reisen wollten, haben wir beschlossen, die Stunden bis zum Sonnenaufgang auf dem Flughafen zu überdauern. Die Suche nach einem geeigneten Sitzplatz gestaltete sich als schwierig, da kaum Sitzmöglichkeiten geschweige den Schlafmöglichkeiten vorhanden waren. Schnell stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen Backpacker in dieser Nacht auf dem Flughafen waren. Die Flure des Flughafens waren voll von Menschen, die sich einfach auf den Boden ausgebreitet und geschlafen haben. Also suchten wir uns auch ein „eigenes ruhiges Stückchen Flur“ . Mit Schlafsäcken als Matratze und einem Tuch als Decke schliefen wir friedlich ein in der Hoffnung, dass die nette Stewardess aus der 1. Klasse und auch sonst keiner der Besatzungstruppe zufällig an uns vorbeilaufen.
Morgens auf dem Flughafen aufgewacht stellten wir fest, dass wir die letzten Langschläfer waren. Es war also höchste Zeit sich auf den Weg ins Hotel zu machen. Dieses lag nur einen Block von Plaza de Armas entfernt, quasi mitten im Zentrum. Somit konnten wir in den nächsten Tagen die Umgebung problemlos zu Fuß erkunden. Das historische Zentrum Limas ähnelt dem historischen Zentrum von Mexiko City, nur mit weniger Menschenmassen. Alles ziemlich übersichtlich und sauber. Irgendwie unerwartet anders, als man es sich in seinen Gedanken vorgestellt hat.
Der Besuch der Plaza Mayor, der Katakomben von Monasterio de San Francisco (über 25000 Menschen sind im Kellergeschoss der Kirche begraben worden. Die Gräber sind zu Besichtigung geöffnet. Brrr…guselig) und Kathedrale de Lima waren genauso Pflichtprogramm wie das Schlendern durch die vielen Straßen Limas und das Kosten der peruanischen Hausmannskost in den winzigen einfachen Lokalen der Stadt.
Der Verkehr ist übrigens in Lima grauenvoll!!!! Man hat das Gefühl, dass hier nur eine Regel gilt: wer drängelt und hupt, kommt weiter.
Hier wurde Alexej aber auch für paar Tage krank und lag gut eingepackt im Bett.
Nach vier Tagen des Großstadttrubels haben wir beschlossen weiter südlich nach Paracas zu ziehen.
Schon auf dem Busbahnhof wurde uns klar, dass Peru und vor allem die südliche Strecke, die auch wir vor hatten zu bereisen, unter den „Gringos“ (so nennen die Einheimischen alle Touristen), ziemlich beliebt ist. Der Bus mit dem wir nach Paracas fuhren war NUR! mit solchen besetzt und das war irgendwie erschreckend. Den man selbst sieht sich ja irgendwie nicht als Tourist an und will auch nicht als solch einer angesehen werden. Schweren Herzens mussten wir uns eingestehen, dass wir nicht die einzigen Reisenden auf der Welt sind und dass unsere Route nun mal die „Gringoroute“ ist und dass wir wahrscheinlich für den Rest unserer Perureise mit dem Strom der Touristen von Stadt zur Stadt ziehen werden.
In Paracas wurde es nicht besser, da die ganze Stadt quasi aus einer Straße besteht und nur vom Tourismus lebt. Die Hauptattraktion ist hier die Besichtigung des Naturschutzgebietes von Paracas, zudem die Inseln „Islas Ballestas“ (auch Galapagosinseln für Arme genannt), sowie die Paracas-Halbinsel gehören.
De Halbinsel haben wir mit zwei geliehenen Fahrrädern erkundet und uns hier für einen Moment, mitten dieser schroffen, kahlen, aber gleichzeitig auch wunderschönen Wüsten-, Felsen- und Ozeanlandschaft, komplett allein gefühlt.
Der Besuch der Islas Ballestas zeigte uns wiederum, dass die klimatischen Randbedingungen dieser Region keinesfalls wüst und leblos sind. Ganz im Gegenteil, mitten im Ozean auf kaum begehbaren Klippen leben hier Seite an Seite Millionen unterschiedlicher Vogelarten inkl., Pelikane und Pinguine sowie ganze Kolonien von Seelöwen, friedlich nebeneinander.
Einen Tierreichtum in diesem Ausmaß in der freien Natur zu beobachten war ein einmaliges und unbeschreiblich schönes Erlebnis.
Dazu sind die Sonnenuntergänge hier einfach atemberaubend!!!
Drei tage später fuhren wir weiter, durch die kilometerlange Stein- und Sandwüste. Noch tiefer in den Süden, in die Region wo Wein und Pisco (Schnapsähnliches Getränk) produziert wird. Die mittelgroße Stadt Ica wurde zu unserem nächsten Anhaltspunkt.
Durch die Größe der Stadt verliefen sich die Touristenmassen und das war gut so. Ein kleines familiengeführtes Hostal war für die nächsten drei Tage unser Zuhause. Geführt von Oma, Mamita, Sohn Pablo und Hund Steven, die alle ein wenig verpeilt waren, uns aber das Gefühl gaben ein Teil der Familie zu sein. Es war unglaublich nett.
Mit Pablo besichtigten wir zwei der vielen hiesigen Weingüter und konnten so dem Herstellungsprozess von Wein und Pisco beiwohnen, sowie die vielen leckeren Sorten selbst testen.
Auch Ica liegt inmitten der scheinbar nie endenden Wüste. So befindet sich in unmittelbarer Nähe der Stadt eine riesige Sanddünenlandschaft,
die durch eine Buggytour erkundet werden kann. Dem konnten wir auch nicht widerstehen. Die Tour ist ziemlich spaßig. Vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt. Dabei rast der Fahrer mit „voll Karacho“ durch die Sanddünen. Auch das sogenannte Sandboarding haben wir ausprobiert, jedoch waren wir hier etwas enttäuscht.
Mit Snowboarden hatte das ganze wenig zu tun. Super langsam und kaum steuerbar. Da vergeht einem ziemlich schnell die Lust auf mehr. Vielleicht lag es aber einfach an der Qualität der „Boards“, die aus einem ca. 15mm dickem Stück Holzbrett mit teilweise abgeschabten Kunsstoffunterseite bestanden.
Gerettet hat die Tour aber dann noch der Sonnenuntergang, den wir mitten in dieser unvergesslichen Landschaft genießen konnten. Aber seht selbst…
….nach Ica stand Nasca mit den berühmten Nascalinien auf dem Programm, dazu aber später mehr…
Die neuen Fotos sind in der Galerie!!!