Der Schock von Potosi
Die letzten drei Städte auf unserer Route in Bolivien waren Potosi, Sucre und Santa Cruz. In der ehemaligen Silberminenstadt Potosi haben wir die Besichtigung solch einer Mine auf der Agenda gehabt.
Wir haben die Tour gleich in unserem Hotel gebucht, da dieses eine „High-End Equipment“ und dazu noch einen professionellen Führer versprach (Glaubt man der inoffiziellen Statistik, laut der jährlich etwa 10 Touristen bei solchen Touren ums Leben kommen, ist ein guter Führer und vernünftige Ausrüstung eigentlich ein Muss). Doch schnell stellten wir fest, dass sich die bolivianische Vorstellung von „High-End Equipment“ ein wenig von unserer unterscheidet.
Die meisten Touren verlaufen nach ähnlichem Muster. Man fährt zum nahe gelegenen Markt, kauft den Minenarbeitern eine Kleinigkeit als Geschenk und dann gehts ab in eine der unzähligen Minen in der Umgebung. Bei den Geschenken handelt es sich eigentlich nur um drei Sachen: Coca Blätter, hochprozentiges Alkohol und Dynamit (kein Witz, Potosi ist die einzige Stadt Boliviens wo Dynamit in den Geschäften frei verkauft wird).
Es gibt zwei Möglichkeiten in einer Mine zu arbeiten. Entweder ist man bei einer „empresa“, einem Unternehmen eingestellt, wo man festes Gehalt bekommt und feste Arbeitszeiten hat. Dort herrschen etwas bessere Arbeitsbedingungen allerdings gibt es auch einen Alkoholverbot während der Arbeitszeit, was vielen Arbeitern nicht schmeckt. In anderem Falle arbeitet man in einer Kooperative. Hier wird nach einem einfachen Prinzip gearbeitet: Die Männer schließen sich zu Gruppen zusammen und kaufen sich „ein Stück Berg“. Danach wird mit allen möglichen Mitteln in alle Richtungen gegraben. Alles was sie in diesem Berg dann finden, gehört auch ihnen. Die Bergleute verdienen im Durchschnitt das Doppelte oder sogar das Dreifache von dem was die Anderen in Bolivien verdienen. Schnell verdientes Geld denkt man. Doch schon nach wenigen Minuten Aufenthalts in solch einer Mine wird einem schnell klar, das hier ist kein Weg ins Paradies ist, sondern die reine Hölle!
Wenn man die Bedienungen unter denen die Männer dort arbeiten müssen sieht, dann läuft es einem kalt den Rücken herunter. Die Arbeiter bohren gnadenlos in den Fels ohne Atem- oder Augenschutz und atmen dabei den Staub, giftige Gase und teilweise lebensgefährliche Mineralien ein. Dazu kommen noch die ständige Dunkelheit und Sauerstoffmangel.
Außerdem wird noch das Dynamit unter SEHR fraglichen Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt (wir sagen nur, unsere Guides haben mit uns in der Mine an einer spontan gewählten Stelle zwei Ladungen zum Spaß hochgehen lassen und dabei noch Fotos von der brennenden Zündschnur geschossen).
Diese menschenunwürdige Bedingungen lassen sich für die meisten nur mit Coca Blättern und 96%!!! Alkohol (der entweder pur oder gemischt während der Arbeit getrunken wird) ertragen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Arbeiter liegt bei ernüchternden 35-40 Jahren. Dabei kommt das einem Wunder nahe, wie diese Männer so lange bei solchen Bedingungen überleben können!
Um ehrlich zu sein, waren wir einfach froh wieder heile aus dieser Mine rausgekommen zu sein. Es war eine schockierende Erfahrung.
Die anderen zwei Städte haben angenehm überrascht. Sucre und Santa Cruz zeigen ein Bolivien wie es mal sein könnte. Modern, fortschrittlich, sauber. Die beiden Städte sind im Kolonialstil erbaut und sind durch ihr mildes Klima eine angenehme Abwechslung zur rauen Natur von Westbolivien. Das erste Mal seit unserer Bolivienreise haben wir hier Supermärkte entdeckt. 🙂 Hier hatten wir nichts großes geplant und mussten uns erst mal von Potosi erholen. Außerdem haben wir viel Zeit der Vorbereitung des letzten Abschnittes unserer Südamerikareise gewidmet. Den zum Ende des Jahres, oder um ganz genau zu sein am 08.01.2015 verabschieden wir uns von diesem einzigartigen Kontinent und fliegen über Tokio nach Bali um den zweiten großen Abschnitt unserer Reise zu starten.
Das kleine Highlight (für Alexej) in Sucre war ein deutsches Café, wo er nach langer Zeit der Entbehrung endlich mal ein schönes deutsches Weizenbier trinken konnte und war sehr glücklich darüber.
In Santa Cruz gab’s dann auch mal was schönes für Vera, als wir ein Biozentrum (eine Art Zoo und 5Sterne Resort zusammen) besucht haben und ein paar seltene Tiere vor die Linse bekamen.
Von Santa Cruz aus flogen wir nach Buenos Aires wo wir angenehm überrascht wurden. Dazu aber später mehr……